Forschung zur Fichtenpflege
Der richtige Abstand in Fichten-Bürstenwüchsen
von Stefan Friedrich
Die Pflege von Fichten-Naturverjüngungen ist unbeliebt. Sie ist zeitlich aufwändig, körperlich anstrengend und verursacht zunächst nur Kosten. In der Praxis hoffen die Waldbesitzenden oftmals, dass sich die Verjüngung selbst ausdünnt und sich der Bestand dann irgendwann für den Einsatz der Motorsäge oder den Harvester eignet.
„Fichten-Bürstenwüchse nicht zu pflegen, ist keine intelligente Lösung, sondern ein forstlicher Kunstfehler."
Die forstliche Forschungsanstalt in Baden-Württemberg hat im Wald verschiedene Varianten (Auskesseln von 250 Fichten, Vermindern der Stammzahl auf 2.400 oder 1.200 Stk./ha und Nichtstun) miteinander verglichen. Per Computersimulation berechnete man neben dem Wachstum der Bestände bis Ernte auch das Risiko von Sturmschäden und die erwarteten Erträge.
Die Ergebnisse zeigen, dass unbehandelte Fichtenbestände ein dreifach so hohes Risiko für Sturmwurf haben. Im Gegensatz dazu sind die Erträge – auf eine Umtriebszeit bezogen – bei den stark gepflegten Beständen höher als bei unbehandelten oder den ausgekesselten Varianten. Das Fazit der Forscher aus Freiburg lautet: „Fichten-Bürstenwüchse nicht zu pflegen, ist keine intelligente Lösung, sondern ein forstlicher Kunstfehler."
Kräftige Eingriffe reduzieren Risiken und erhöhen (später) die Erträge
Das 2x2 der Fichtenpflege: bei Mannshöhe auf Armlänge
Mehr ist mehr
Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sogar noch kräftigere Eingriffe (Freistellen auf 3 x 3 m) vorteilhaft sind. Die Stabilität erhöht sich sehr früh, die Schneebruchgefahr sinkt dadurch. Das schnelle Dickenwachstum führt dazu, dass früher Harvestereinsätze möglich sind und die Eingriffe Gewinn abwerfen statt Kosten. Insgesamt reduziert sich die Umtriebszeit, was auch das Sturmwurfrisiko senkt und eine frühere Verjüngung der Bestände ermöglicht. Das freut dann schon die Enkel, nicht erst die Ur-Ur-Enkel.
Fazit: Pflege in Fichtenbeständen früh und kräftig!
- Stammzahl auf 2.000 - 2.500 Bäume pro Hektar reduzieren.
- Als Werkzeug empfiehlt sich aus ergonomischen Gründen ein Freischneider.
- Um den Befall der abgeschnittenen Bäume mit Kupferstechern zu vermeiden, ist der richtige Zeitpunkt zwischen September und Februar.
Gut zu wissen
Der Freistaat Bayern fördert Pflegeeingriffe finanziell. Bitte wenden Sie sich an die örtliche Revierleitung für mehr Informationen. Die ÄELF bieten zur richtigen Pflege auch eintägige Schulungen an. Hinweise auf unsere Veranstaltungen finden Sie auf unserer Homepage.