Waldnaturschutz in der Stadt Günzburg

Von Gesetz wegen ist der Kommunalwald dem Gemeinwohl verpflichtet. Die Stadt Günzburg als großer kommunaler Waldbesitzer nimmt diesen Auftrag ernst und legt darüber hinaus gehend großen Wert auf den Schutz der biologischen Vielfalt.

Alteichen-Inventur

2023 hat die städtische Forstverwaltung eine Alteichen-Inventur im Stadtwald begonnen. Dabei erfassen die Aufnehmer Eichen mit einem Durchmesser in 140 Zentimetern Höhe von mindestens 40 Zentimetern. Außerdem vermerken sie Habitatstrukturen wie Groß-, Klein-, und Mulmhöhlen sowie das Vorkommen von Baumarten wie Wildobst oder die Flatterulme.

Große Teile des Stadtwaldes befinden sich im FFH- und SPA-Gebiet Donau-Auen. Dessen aktueller Erhaltungszustand darf sich aus naturschutzfachlicher Sicht nicht verschlechtern. Seltene Arten wie der Mittelspecht finden hier Habitatstrukturen, die es anderswo nicht gibt. Als sogenannter Stocherspecht benötigt der Vogel, der an der Donau einen Verbreitungsschwerpunkt hat, die raue Rindenstruktur, wie sie Eichen oder alte Buchen aufweisen. Am Stamm und in der Krone findet er seine Nahrung, die hauptsächlich aus kleinen Insekten besteht.

Hochwasserschutz beeinflusst die Auwalddynamik

Mit der Kartierung der Alteichen lässt sich auch deren Verjüngungspotential abschätzen. Eichen können sich im Auwald eigentlich gut vermehren, da durch Überschwemmungen regelmäßig Sukzession entsteht. Doch der Hochwasserschutz schränkt die Auendynamik stark ein und erschwert so die Eichenverjüngung. Die Forstverwaltung der Stadt Günzburg sorgt deshalb durch Pflanzungen für „Nachschub“, ist aber auch um die Alteichen dankbar, die Potential für Naturverjüngung bieten.

Erfassung holzbewohnender Käfer

Noch für eine weitere Tiergruppe sind alte Eichen interessant, nämlich für die xylobionten, also holzbewohnenden, Käfer. Die Stadt Günzburg hat im Jahr 2024 eine Kartierung dieser Holzbewohner in Auftrag gegeben. Besonders eine Art, der Eremit, stand dabei im Mittelpunkt. Von ihm, der auf Mulm und somit große Höhlen angewiesen ist, gibt es 160 Nachweise in Bayern. Gerne hätte man auch in Schwaben an der Donau einen Nachweis gehabt. Der Endbericht der Untersuchung steht noch aus, doch so viel dürfen wir schon verraten: Ein buntes Spektrum mit immerhin ca. 170 Käfer-Arten und vier Urwaldreliktarten konnte nachgewiesen werden. Für den Naturschutz ein sehr erfreuliches Ergebnis und ein Grund mehr für die Stadt Günzburg, alte Bäume und Totholz zu erhalten.

Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) - Wald

Von den erfassten Alteichen und weiteren Biotopbäumen hat die Stadt Günzburg im letzten Jahr 195 aus der Nutzung genommen. Für die kommenden zwölf Jahre möchte die Stadt jährlich auf die Nutzung von etwa 200 Bäumen verzichten. Dieser Nutzungsverzicht wird über das Förderprogramm „VNP-Wald“ finanziell unterstützt. Die Mittel dazu stellt das Bayerische Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz zur Verfügung. Eine Antragstellung ist beim zuständigen Revierförster am AELF möglich, die untere Naturschutzbehörde am jeweiligen Landratsamt prüft, ob eine Maßnahme die nötigen Voraussetzungen erfüllt.

Vertragsnaturschutz auch für den Privatwald interessant

Neben kommunalen können auch private Waldbesitzer am Programm VNP-Wald teilnehmen und sich den Erhalt von Biotopbäumen oder das Belassen von Totholz fördern lassen. Das VNP unterstützt den bayerischen Ansatz „Schützen und Nützen“ – also das Prinzip, Naturschutz und Forstwirtschaft auf gleicher Fläche zu betreiben. Das VNP honoriert verschiedene Maßnahmen, für die sich der Waldbesitzer über einen Zeitraum von fünf bzw. zwölf Jahre festlegt.
Ihr zuständiger Revierleiter berät Sie gerne - auch rund um das Thema Vertragsnaturschutz. Wer für Sie zuständig ist, erfahren Sie auf unserem Waldbesitzer-Portal. Dort gibt es auch alle wichtigen Informationen rund um die finanzielle Förderung von freiwilligen Naturschutzmaßnahmen.